Der Tunnelanstich beim Nordportal des Brenner Basistunnels in der Sillschlucht bei Innsbruck repräsentiert einen wichtigen Schritt in Richtung Transitverlagerung von der Straße auf die Schiene
Am Fuße des Viller Berges inmitten der Innsbrucker Sillschlucht wurde am 28. Oktober 2021 der symbolische Tunnelanstich gefeiert. Die Bedeutung dieses wichtigen Schrittes zum Anschluss des Brenner Basistunnels an den Hauptbahnhof Innsbruck wurde durch die Teilnahme von Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler, des Innsbrucker Bürgermeisters Georg Willi, sowie der beiden Vorstände der BBT SE Martin Gradnitzer und Gilberto Cardola unterstrichen. Angeschlagen wurde die westliche Haupttunnelröhre Richtung Süden. Zuvor gab es an jener Stelle, an der später das künftige Nordportal des Brenner Basistunnels errichtet wird, eine Segnung der Arbeiten. Zur Streckenführung sind ausgehend vom Baulos Sillschlucht zwei je 140 m lange Vortriebe Richtung Süden zu realisieren.
Nord- und Südportal des BBT
Der nun erfolgte Tunnelanstich an dieser Stelle hat vor allem symbolischen Charakter: Hier wird mit dem künftigen Nordportalbauwerk die für jeden sichtbare Ein- und Ausfahrt zur längsten unterirdischen Eisenbahnverbindung der Welt entstehen. Bereits im Dezember 2018 wurde das Südportal des Brenner Basistunnels nahe Franzensfeste durchschlagen. Während dort nach Inbetriebnahme des BBT auch Güterzüge durchfahren, verkehren am Nordportal hauptsächlich Personenzüge, weil erstere die Umfahrung Innsbruck nutzen können. Im Anschluss an die Portale in Nord- und Südtirol verläuft der BBT auf der 55 km langen Strecke zwischen Innsbruck und Franzensfeste für den Eisenbahnverkehr in zwei eingleisigen Tunnelröhren.
Da die Züge vom Brenner kommend im Linksverkehr geführt sind, erfolgt bei einer dreigleisigen Einfahrt Richtung Hauptbahnhof Innsbruck die Weichenstellung und die Züge werden von links nach rechts umgeleitet, damit Zugreisende am Bahnsteig wie gewohnt aussteigen können.
Ensemble mehrerer Bauteile
Das Hauptportal des Brenner Basistunnels bildet zusammen mit zwei neuen Eisenbahnbrücken und dem Richtung Innsbruck anschließenden Portal des Vortunnels Silltal am Fuße des Bergisels ein bautechnisches Ensemble. Alles wurde in einem einheitlichen Kontext entwickelt. Die Portalwände sind jeweils zum Hang geneigt ausgebildet, dazwischen überspannen die etwa 50 m langen und 9 m hohen Stahlfachwerk-Brücken die Sill.
Um eine getrennte Belüftung beider Tunnelröhren zu gewährleisten, wird die westliche Fachwerkbrücke geschlossen ausgeführt. Ein Aussichtsplateau über dem Portal des Vortunnels am Bergisel bildet den Übergang von der umgestalteten vorderen Sillschlucht, mit den bestehenden und neuen Verkehrsinfrastrukturbauwerken, zur hinteren, naturbelassenen Wildbachschlucht.
Weitere Infos zum Baulos
Im Baulos Sillschlucht finden komplexe Bauarbeiten statt. Etwa war für die Vorbereitung des Tunnelanstichs und das künftige Nordportal eine besonders anspruchsvolle Hangsicherung notwendig. Etwa 60 Bohranker in einer Länge bis zu 120 m und 500 Felsnägel wurden dazu verbaut. Darüber hinaus werden aber auch eine Vielzahl weiterer Bauwerke realisiert, um das Infrastrukturprojekt an den Hauptbahnhof Innsbruck anzubinden. Etwa der 130 m lange Vortunnel „Silltal“ am Fuße des Bergisels oder eine 250 m lange und 9 m hohe Stützwand für die Neubaustrecke, die auf Bohrpfählen gegründet wird. Das Naherholungsgebiet der Innsbrucker profitiert auch von der Errichtung einer Spannband-Brücke durch die BBT SE, welche sich künftig als Teil des Wanderwegenetzes 55 m über die Sill spannt und so das Areal aufwertet. Im Gegensatz zu den anderen Losen auf österreichischem Projektgebiet, bei denen hauptsächlich unter Tage Tunnel vorgetrieben werden, handelt es sich hier um eine Baustelle, die großteils ober Tage stattfindet.