VDI verleiht International Bionic Award der Schauenburg-Stiftung

Entwicklung von flüssigkeitsabweisenden Oberflächenstrukturen am Vorbild von Springschwänzen mit EUR 10.000 ausgezeichnet
Der International Bionic Award der Schauenburg-Stiftung geht in diesem Jahr an ein dreiköpfiges, interdisziplinär zusammengesetztes Team vom Leibniz-Institut für Polymerforschung in Dresden. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielten Dr. rer. nat. René Hensel, Dr. rer. nat. Ralf Helbig und Dipl.-Biol. Julia Nickerl für ihre herausragenden Leistungen zur Entwicklung robuster, wasser- und ölabweisender Polymer-Membranen nach dem Vorbild der Hautstrukturen von Springschwänzen. Die Verleihung durch Marc Schauenburg, Repräsentant der Schauenburg-Stiftung, fand am 24.10.2014 im Rahmen des Bionik-Kongresses „Patente aus der Natur“ in Bremen statt.

VDI verleiht International Bionic Award 2014 der Schauenburg-Stiftung: Hautstruktur der Springschwänze als Vorbild für flüssigkeitsabweisende Oberflächen (Bild: Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e.V.)

VDI verleiht International Bionic Award 2014 der Schauenburg-Stiftung: Hautstruktur der Springschwänze als Vorbild für flüssigkeitsabweisende Oberflächen (Bild: Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e.V.)

Der International Bionic-Award der Schauenburg-Stiftung im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft wird von der VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences (VDI-TLS) vergeben. Das Gewinner-Team aus Sachsen hat im Rahmen ihrer Arbeiten die Morphologie und Chemie der Haut von Springschwänzen charakterisiert. Dabei wurden die  grundlegenden Merkmale der Tiere hinsichtlich Benetzungsverhalten und mechanischer Stabilität in eine künstliche Membran mit bio-inspirierter Oberflächenstrukturierung übertragen. Mithilfe dieses bionischen Ansatzes konnte der Anwendungsbereich wasserabweisender Oberflächen auf verschiedenste Flüssigkeiten erweitert und mit einem langlebigen, mechanisch stabilen Strukturmodell vereint werden.

Die Nachwuchsforscher überzeugten mit dieser Idee die internationale Experten-Jury. „Die ausgezeichnete Arbeit ist eine bahnbrechende Weiterentwicklung des bekannten Lotus-Effekts“, erklärt Jurymitglied Prof. Dr. Antonia B. Kesel von der Hochschule Bremen. „Die einzigartigen Benetzungseigenschaften der Springschwanzoberfläche ermöglichen die Entwicklung innovativer Materialien mit neuen Einsatzgebieten wie beispielsweise im Arbeitsschutz.“

„Interdisziplinäres Arbeiten und konstruktives Querdenken sind Grundvoraussetzungen in der Bionik und auch für Unternehmen die Basis des Erfolgs“, sagt Marc-Georg Schauenburg, Sohn des Stifters des Bionic Awards. „In diesem Jahr waren besonders viele überzeugende Konzepte dabei.“ So wurde ein Team des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. Kiyoharu Nakajima, Kai Tausch, Patrick Maurer und Luis Paulo entwickelten mit SIREX einen Pendelhubbohrer für die orthopädische Chirurgie nach dem Vorbild der Holzwespe und könnten damit die Orthopädie und Prothetik revolutionieren. Darüber hinaus wurden Adrian Klein und Hendrik Herzog von der Universität Bonn sowie Harmen Droogendijk von der Universität Twente mit den beiden dritten Plätzen ausgezeichnet.

Bionik wirkt vielfach als Ideengeber und Innovationsmotor mit nachhaltigem Nutzen für Technik, Wirtschaft und Gesellschaft. Seit 2008 wird der Bionic Award von der Schauenburg-Stiftung gestiftet. Diese wurde 1986 von Hans-Georg Schauenburg, dem Gründer der seit über 50 Jahren in Mülheim an der Ruhr tätigen Schauenburg Gruppe, ins Leben gerufen und wird vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft treuhänderisch verwaltet. Mit dem Preis verfolgen die Schauenburg-Stiftung und der VDI das Ziel, praxisorientierte Forschungsergebnisse und Entwicklungsarbeiten sowie Innovationen des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich Bionik zu fördern.