„NRW nutzt sein Potential nicht aus. Die Wirtschaft hält sich mit Investitionen weiterhin zurück. Die Zahlen sind nicht schlecht, aber warum läuft es bundesweit so viel besser?“, so kommentiert Prof. Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes Nordrhein-Westfalen, die aktuellen Konjunkturzahlen des Bauhauptgewerbes bis August 2016.
Die Konjunkturanalyse zeigt im Auftragseingang einen Zuwachs von 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bundesweit liegt der Zuwachs jedoch bei 16,9 Prozent. In Nordrhein-Westfalen summiert sich der bisherige Auftragseingang damit auf insgesamt 6,736 Milliarden Euro. Mit rund 45 Prozent des Auftragseingangs ist der Wirtschaftsbau die mit Abstand größte und wichtigste Bausparte für das Bauhauptgewerbe. Aufträge im Wert von 3,042 Milliarden Euro wurden bislang entgegengenommen. Damit zeigt der Wirtschaftsbau nur ein Wachstum von 3,7 Prozent. Bundesweit liegt dessen Auftragseingang jedoch mit fast 15 Prozent im Plus.
„Nordrhein-Westfalen ist das Zentrum der deutschen Wirtschaft, insbesondere der Industrie. Doch die Standortattraktivität leidet. Industrie, Gewerbe und Dienstleistungsbranche investieren zu wenig in die Zukunft, zu wenig in neue Standorte oder den Ausbau ihrer jetzigen Büroimmobilien, Fabriken oder Logistikflächen“, so Prof. Wiemann weiter. „Wenn der Landtag in der nächsten Woche über den Landesentwicklungsplan diskutiert, werden die Weichen für die Konjunkturentwicklung der nächsten Jahre gestellt. Dann heißt es: Flächenentwicklung und Zukunftsinvestitionen versus Bürokratie und Einschränkungen.“
Der Straßenbau wächst in Nordrhein-Westfalen mit einem Plus von 3,8 Prozent in ähnlichem Maße wie der Wirtschaftsbau. Insgesamt 929 Millionen Euro wurden in Nordrhein-Westfalen bislang an Straßenbauaufträgen generiert.
Der Wohnungsbau führt seine außerordentlich gute und konstante Entwicklung fort. 1,445 Milliarden Euro stehen für ein Wachstum von 18,2 Prozent zum Vorjahresmonat. Hier agiert Nordrhein-Westfalen auf einem ähnlichen Niveau wie der Bund (+18,4 Prozent).
Der öffentliche Hochbau verzeichnet ein ebenfalls sehr gutes Ergebnis. Mit einem Plus von 10,4 Prozent führen Bund, Land und Kommunen ihren Investitionshochlauf weiter fort.
Gleiches gilt für den mit 1,02 Milliarden Euro und einem Zuwachs von 28,8 Prozent notierenden öffentlichen Tiefbau.