„Die Sanierung von Schlaglöchern, tropfenden Decken, undichten Fenstern und von bröckelnden Wänden nimmt endlich Fahrt auf. Der Wohnungsbau startet durch und entspannt nach und nach unseren Wohnungsmarkt auch im preissensiblen Bereich. Wir müssen jetzt Kurs halten, um unsere gesamte NRW-Infrastruktur für die Zukunft wieder auf ein Spitzenniveau zu heben“, so Prof. Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes Nordrhein-Westfalen, zur Baukonjunkturbilanz des ersten Halbjahres 2016. Die Baukonjunktur in Nordrhein-Westfalen verzeichnet zu Ende Juni 2016 zwar ein erfreuliches Wachstum, deutschlandweit legt der Auftragseingang aber doppelt so stark zu.
Ein Plus von 8,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum summiert den Auftragseingang[1] in Nordrhein-Westfalen auf 4,9 Milliarden Euro. Im Bundesschnitt beträgt das Wachstum jedoch beachtliche 18,1 Prozent. „Fast neun Prozent Wachstum in Nordrhein-Westfalen sind ein starker Wert für unsere Branche. Der Deutschlandtrend zeigt aber: Wir sind in Nordrhein-Westfalen nach wie vor zu langsam. Wirtschafts- und Straßenbau liegen fernab dessen, was möglich wäre. Wer sich jetzt zufrieden gibt, reißt direkt wieder ein, was wir gerade mühsam aufbauen“, so Wiemann weiter.
Besonderen Schwankungen unterliegt der Wirtschaftsbau. Ende Juni notiert dieser wieder in der Stagnation (+0,2 Prozent). Im Monat zuvor stand dieser noch bei einem Plus von 1,9 Prozent. Im April hingegen lag er drei Prozent im Minus. Auf 2,2 Milliarden Euro addiert sich diese äußerst fragile Nachfrage bislang. Deutschlandweit liegt das Auftragsplus bei satten 15 Prozent. Wiemann: „Warum investieren Unternehmen und Betriebe im Rest Deutschlands mehr in ihre Gebäude, Anlagen und Leitungen als in Nordrhein-Westfalen? Diese Frage muss die Landesregierung beantworten. Der Baubedarf ist da, das zeigen andere Bundesländer zur Genüge. In NRW wird dies jedoch nicht umgesetzt.“
Im Straßenbau liegt das Auftragsvolumen der ersten sechs Monate bei 666 Millionen Euro. Dies sind acht Prozent mehr als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Angesichts eines bundesweiten Wachstums von 20,1 Prozent erscheint dieses Wachstum jedoch nicht ausreichend, um dem industriellen Kern des Landes eine funktionstüchtige Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung zu stellen.
Der Wohnungsbau zeigt mit einem Wachstum von 17,1 Prozent zum Halbjahr seine momentane Stärke. Das Auftragsvolumen liegt bereits bei über eine Milliarde Euro (1,042 Milliarden). Im Zweijahresvergleich ist gar ein Wachstum von mehr als 30 Prozent zu verzeichnen.
Der öffentliche Hochbau liegt ebenfalls konstant über Vorjahresniveau. Das Plus beträgt Ende Juni 22,1 Prozent. Die öffentliche Hand investiert in NRW damit mehr in Hochbauleistungen als im Rest Deutschlands (+11,9 Prozent). Während der öffentliche Hochbau mit 229 Millionen eine recht kleine Bausparte darstellt, erreicht der öffentliche Tiefbau[2] einen Auftragseingang von 750 Millionen Euro. Damit liegt dieser 24,1 Prozent über dem Vorjahresniveau.