„Die NRW-Bauwirtschaft hat zum Ende des dritten Quartals die Marke von sieben Milliarden Euro Auftragseingang in 2015 geknackt. Das sind sehr erfreuliche Konjunkturdaten für unsere Branche. Allerdings profitieren nicht alle Bausparten gleichmäßig von dieser Entwicklung. Im Gegenteil, Wirtschafts- und Straßenbau werden von dieser Entwicklung zunehmend abgekoppelt“, so Prof. Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes Nordrhein-Westfalen bei der heutigen Vorstellung der Konjunkturzahlen für die NRW-Bauwirtschaft zum Ende des dritten Quartals 2015.
7,002 Milliarden Euro beträgt der über alle Bausparten addierte Auftragseingang zum Ende September 2015. Dies entspricht einem Wachstum von 5,1 Prozent. Damit steht Nordrhein-Westfalen besser da als Gesamtdeutschland. Hier beträgt das derzeitige Wachstum nur 2,2 Prozent.
Stärkster Wachstumsmotor bleibt der Wohnungsbau mit einem Zuwachs von 19,1 Prozent. Mehr als 1,4 Milliarden Euro wurden demnach in 2015 bislang in den Wohnungsbau in Nordrhein-Westfalen investiert. Prof. Beate Wiemann: „Die erst kürzlich von NRW-Bauminister Michael Groschek vorgestellte Wohnungsbauoffensive wird diese Entwicklung weiter verstetigen. Nichts desto trotz fordern wir weiterhin eine temporäre Aussetzung der EnEV 2016, um das Bauen vor dem Hintergrund akuter Wohnungsnot und den Flüchtlingsströmen nicht noch weiter unverhältnismäßig zu verteuern.“
Während der Wirtschaftsbau im September zumindest wieder leicht hinzugewinnen konnte, steht das Ergebnis insgesamt für die seit Anfang 2014 anhaltende Konjunkturschwäche dieser Bausparte. 0,9 Prozent bedeuten quasi eine Stagnation für den Auftragseingang von privaten Wirtschaftsunternehmen im Land. „Wenn die Unternehmen weniger in Nordrhein-Westfalen investieren, kaum noch Erweiterungen planen und die wirtschaftliche Entwicklung an Dynamik verliert, muss die Wirtschaftspolitik der Landesregierung entschieden darauf reagieren. Als Bauindustrie werden wir die neuen Entwürfe zu Landesentwicklungsplan und Landesplanungsgesetz deshalb besonders kritisch beäugen. Jedes Wachstumshemmnis muss aktuell vom Tisch“, so Wiemann weiter.
Noch einmal deutlich schlechter als der Wirtschaftsbau steht der Straßenbau in Nordrhein-Westfalen da. Als einzige Bausparte weist dieser eine negative konjunkturelle Entwicklung auf. Das Auftragsvolumen für Straßen- und Brückenbaumaßnahmen für NRW-Bauunternehmen ist in 2015 bislang um 6,1 Prozent zurückgegangen. Gut eine Milliarde Euro betragen die Auftragseingänge der drei Gebietskörperschaften zusammen. Während deutschlandweit mehr in die Verkehrsinfrastruktur investiert wird (+1,4 Prozent), fällt Nordrhein-Westfalen hier weiter zurück.
Dass die Gebietskörperschaften durchaus in beträchtlichem Maße investieren können, zeigt wiederum der sonstige öffentliche Tiefbau. Dieser bildet die zweite große Wachstumssäule mit einem Plus von 18,3 Prozent. Allerdings umfasst dies nicht den Straßenbau, sondern vielmehr den Ausbau von Energie- und Breitbandnetzen.