NRW-Baukonjunktur driftet zunehmend auseinander

Wohnungsbau und öffentlicher Tiefbau boomen mit 15 Prozent Wachstum / Wirtschafts- und Straßenbau sinken weiter unter das Vorjahresniveau

„Die Bauwirtschaft in Nordrhein-Westfalen gibt aktuell ein deutlich gespaltenes und uneinheitliches Bild ab. Während Wohnungs- und öffentlicher Tiefbau regelrecht boomen, müssen unsere Unternehmen im Wirtschafts- und Straßenbau Auftragsrückgänge verkraften“, so Prof. Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes Nordrhein-Westfalen bei der heutigen Vorstellung der Konjunkturzahlen des Bauhauptgewerbes vom August 2015.2015 03 12 PM Bauindustrie NRW Konjunktur 2014

Der über alle Bausparten addierte Auftragseingang liegt zum Monatsende in Nordrhein-Westfalen bei 6,11 Milliarden Euro. Dies ergibt ein Auftragsplus von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit zieht die Baukonjunktur in Nordrhein-Westfalen insgesamt leicht an und liegt damit deutlich über dem deutschlandweiten Trend (+1,2 Prozent). Dieses Auftragsplus ist nahezu ausschließlich auf die zwei Bausparten Wohnungsbau und öffentlicher Tiefbau zurückzuführen.

Mit einem Zuwachs von 14,8 Prozent liegt der Wohnungsbau nach den ersten acht Monaten des Jahres bei kumulierten 1,22 Milliarden Euro Auftragsvolumen. Damit liegt der Wohnungsbau in Nordrhein-Westfalen auch merklich über dem bundesdeutschen Gesamtwert (+11,4 Prozent).

Der sonstige öffentliche Tiefbau bescherte den nordrhein-westfälischen Bauunternehmen im Betrachtungszeitraum einen Auftragseingang von knapp 800 Millionen Euro. Dies entspricht einem Wachstum von 15,2 Prozent. Deutschlandweit liegt der öffentliche Tiefbau ohne Straßenbau dabei sogar leicht im Minus (-0,9 Prozent).

Prof. Beate Wiemann: „Die Baukonjunktur wird durch zwei aktuelle Entwicklungen getragen, kann insgesamt jedoch nicht von nachhaltigen Investitionen profitieren. Während Breitbandausbau und Wohnungsnot den Auftragseingang in die Höhe treiben, zeigen Wirtschafts- und Straßenbau die nach wie vor in Nordrhein-Westfalen bestehende Investitionsverweigerung.“ Demnach kommt der Wirtschaftsbau mittlerweile auf ein Minus von 0,5 Prozent und setzt damit nach wenigen Monaten des Zuwachses das schlechte Vorjahr fort.

„Dass wir im Wirtschaftsbau jetzt sogar unter das sehr schlechte Vorjahresniveau fallen, zeigt, wie wenig Vertrauen die Unternehmen in den Standort Nordrhein-Westfalen haben“, so Wiemann weiter. Sowohl Hoch- als auch Tiefbau privater Auftraggeber (Wirtschaftsbau) stehen dabei ähnlich verbesserungswürdig da. Während der Wirtschafts-Hochbau ein Minus von 0,5 Prozent aufweist, kommt der Wirtschafts-Tiefbau auf minus 0,4 Prozent. Zusammengezogen machen beide Wirtschaftsbausparten mit 2,93 Milliarden Euro fast 49 Prozent aller Aufträge des Bauhauptgewerbes aus.

Immerhin 895 Millionen Euro beträgt das Auftragsvolumen im Straßenbau. Dies sind 4,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.