Maschinen- und Anlagenbau: Logistikexperten als Prozessoptimierer

Unternehmensweite Konzepte statt einzelne Verbesserungen / Im Fokus: Kosten für gestiegene Komplexität senken

 

31. Deutscher Logistik-Kongress (Foto: BVL)

31. Deutscher Logistik-Kongress (Foto: BVL)

Die Supply-Chain-Manager im Maschinen- und Anlagenbau sind immer öfter die Treiber der Prozessoptimierung. Auf dem Deutschen Logistik-Kongress in Berlin diskutierten Logistikexperten die neue Rolle, die ihnen im Unternehmen zukommt. Bei der Umsetzung neuer Managementprinzipien und Tools leiten Logistiker abteilungsübergreifende und globale Teams. Sie setzen Konzepte der operativen Exzellenz, Value Management, Lean Management und Komplexitätsmanagement um und können konkrete Ergebnisse vorweisen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken.

Den Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau geht es in besonderer Weise um ein Gleichgewicht zwischen dem starken Produktfokus und einem neuen Prozessdenken. Für viele Anlagenbauer gehört das Eingehen auf Kundenwünsche auch in sehr späten Projektphasen zum USP. Damit trotz Customizing Kosten und Zeitplanung nicht aus dem Ruder laufen, setzen die Unternehmen neue Prozesse auf: Standardisierung und Modularisierung sind über alle Bereiche der Branche die wichtigsten Themen in den Projekten.

Nicht jede Methode ist geeignet

Claudia Sorrentino, Head of Group Supply Chain beim Schweizer Verpackungsspezialisten Bobst SA berichtet: „Bei der typischen Liebe zum Produkt wird oft die Prozessoptimierung vernachlässigt.“ Und nicht jede Methode sei für die für die Anlagenbauer mit ihren kleinen Stückzahlen geeignet. In den gewachsenen Strukturen kommt es darauf an, eine „Lean Vision“ für die gesamte Wertschöpfungskette zu entwickeln – und dann mit den richtigen Tools umzusetzen. Konsequente Modularisierung kann eine der Strategien sein, mit denen die Unternehmen die Kosten durch das Customizing wieder einfangen.

Voraussetzungen für gelungene Optimierungsprojekte sehen die Experten zum einen in übergreifenden Teams und der Einbindung der Supply-Chain-Partner. Zum anderen sind es die Mitarbeiter mit ihrem Wissen und ihrem Antrieb. Frank Bieber, Senior Business Demand & Process Expert beim Maschinenbauer SKF, sieht die Mitarbeiter an zentraler Stelle auf dem Weg zur „Business Excellence“. Mit dem Prinzip „Fehlerfrei durch mich“ übernehme der Mitarbeiter die Verantwortung, wenn er durch richtige Kommunikation im Projekt mit eingebunden ist.

Hoher Aufwand – messbare Ergebnisse

In den Projektgruppen arbeiten Entwickler, Produkt- und Produktionsmanager zusammen mit Einkäufern und Controllern. Oft bringen die Unternehmen externe Berater mit in die Projekte ein, die sich teilweise über mehrere Jahre hinziehen. Bei diesem Aufwand möchte die Firmenleitung Ergebnisse sehen. Der bessere Umgang mit der Komplexität der Kundenanforderungen durch Standardisierung sorgt für messbar weniger Kosten. Der Kostendruck in der margenschwachen Branche ließe sich nicht komplett an die Zulieferer weiter geben, so die Meinung im Expertenpanel. Im Prozess muss gezielt nach den Kostentreibern geforscht werden. Hier sind alle Abteilungen gefordert.

Vorbild Automotive

„Industrie 4.0 ist kein Modebegriff“ postuliert Dr. Robert Untiedt, Head of Strategic Marketing bei der Körber AG. Die Branche setzt auf die Vernetzung der Produktionsprozesse im Unternehmen und über das eigene Unternehmen hinaus: Kooperation, um die Kosten zu senken. Die Situation bei den Maschinen- und Anlagenbauern ist eine andere ist im Automotive-Bereich – diesen Unterschied betonen viele Experten. Trotzdem könne man viel übertragen und von den Erfahrungen profitieren. „Wenn ich ein Optimierungsprojekt erfolgreich machen will, sollte man sich einen Projektleiter mit Automotive-Hintergrund holen“, so der Tipp.