Um so etwas zustande zu bringen, braucht man Ideenreichtum, beste Materialien und Fachleute. In Sidney haben sie sich zusammengetan: der französische Stararchitekt Jean Nouvel, der französische Botaniker Patrick Blanc und – für die Ausführung – die australische Firma Tensile Design & Construct. Sie musste zu Beginn untersuchen, wie sich Kletter- und Rankgewächse bei hohen Windgeschwindigkeiten verhalten. Studien im Windkanal waren erforderlich, denn Erkenntnisse darüber, welche Kräfte in 120 Metern Höhe auf begrünte Fassaden einwirken und wie sich die Pflanzen stabilisieren lassen, gab es nicht. Schließlich kam die Firma Jakob aus dem schweizerischen Trubschachen zur ausführenden Firmengruppe. Ihre Architekturseile waren sowohl was Haltbarkeit als auch Ästhetik anbelangt, am besten geeignet, das kühne Projekt inmitten der australischen Metropole Wirklichkeit werden zu lassen. Nun steht der Bau. „One Central Park“ nennt sich das Ganze etwas nüchtern, obwohl Blühen und Grünen entlang steinerner Fassaden eher an den Zauber „hängender Gärten“ erinnert.
Die Seilsysteme der Firma Jakob aus der Produktreihe „Jakob Green Solutions“ durchziehen in der Vertikalen 1.120 Quadratmeter Fläche und tragen nicht weniger als 35.200 Pflanzen, die im heißen australischen Sommer zugleich auch für Verschattung und Kühlung im Gebäudeinneren sorgen. Bei intensiver Sonneneinstrahlung bescheren sie einen sparsameren Energieverbrauch, 30 Prozent niedriger als normal für die 623 Wohnungen. Damit das Grün trotz der fehlenden Erde an den Wänden wachsen kann, wurde ein ferngesteuertes Tropfbewässerungs-System entwickelt. Die Wurzeln der Pflanzen sind auf der Drahtverkleidung an einem Filz befestigt, der sich mit demineralisiertem Wasser tränken lässt. Den Spezialseilen von Jakob macht das nichts aus: Sie sind sogar gegen Salzwasser haltige Witterungseinflüsse und das Pazifikklima in der Hafenstadt Sidney präpariert.
Am One Central Park kann man auch als Besucher teilhaben. Es gibt trendige Cafes, Restaurants und Shops. Eine Rolltreppe führt in ein komplettes Einkaufszentrum. Und damit zwischen die beiden Baukörper, die das vielbewunderte Ensemble bilden, niemals ein Schatten fällt, sorgen Reflektoren und ein freitragender Ausleger, ein sogenannter Heliostat, auch dort für taghelles, natürliches Licht.