Die deutsche Wirtschaft ist von der Corona-Pandemie stark getroffen worden. Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion durch den Ausbruch der Pandemie im März bereits im gesamten ersten Quartal um 2,2 % gesunken ist und damit so stark wie zuletzt während der Finanzkrise. Umfragedaten deuten ferner darauf hin, dass sich die deutsche Wirtschaft seit dem Ausbruch der Pandemie in der Rezession befindet. Die Daten zeigen allerdings auch, dass die Bauwirtschaft von der Pandemie bisher nur leicht betroffen war. So lag die Produktion im Bauhauptgewerbe im April lediglich 2 % unter dem Niveau im Februar und ist in dem betreffenden Monat kaum noch gesunken. Entsprechend planen die Betriebe des Bauhauptgewerbes laut Umfragen bisher auch keinen Stellenabbau.
Laut monatlicher Umfrage des ifo-Instituts liegt zwar mittlerweile auch der Teilindex für das Bauhauptgewerbe im negativen Bereich. Ein genauerer Blick zeigt allerdings, dass es bisher allein die Erwartungen der Baubetriebe sind, die negativ ausgeprägt sind. So rechnet (netto) rund ein Drittel der befragten Betriebe mit einer Verschlechterung ihrer Lage in den nächsten sechs Monaten. Damit haben sich die Erwartungen aber jüngst zumindest von ihrem Allzeittief wieder erholt. Die Details der Umfrage deuten darauf hin, dass die Baubetriebe immer noch über ein relativ großes Auftragspolster verfügen, die Aufträge reichen vier Monate, es ist allerdings bereits leicht gesunken und 18 % der Betriebe berichten davon, dass ihre Bautätigkeit durch Auftragsstornierungen behindert wurde.
Die schlechtere Einschätzung der Zukunftsaussichten hat laut Geschäftsklimaindex bisher noch nicht zu grundsätzlichen Änderungen der Personalplanungen geführt. So rechnet immer noch eine kleine Mehrheit der Betriebe (netto 6 %) mit einer Aufstockung der Belegschaft in den kommenden drei Monaten und damit sogar mit etwas mehr als im April. Dies passt auch zu den Ergebnissen der quartalsmäßigen Sonderumfrage nach Produktionsbehinderungen. Darin berichten immerhin 19 % der befragten Betriebe davon, dass nach wie vor Abwerbungen von Arbeitskräften ein Problem darstellen. Der Anteil liegt damit zwar etwas unter den Werten aus den Vorquartalen, aber immer noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass ausländische Arbeitnehmer aufgrund der Reisebeschränkungen und Grenzschließungen zeitweise nicht wie gewohnt zur Verfügung stehen, einige Betriebe also durchaus Kapazitätsengpässe haben.
Weitere Hinweise auf die Personalplanungen der Betriebe ergeben sich durch die monatlichen Meldungen an SOKA-BAU. So kann die Zahl der neuen Ausbildungsverträge Aufschluss über die Personalplanungen geben. In den Monaten März bis Mai wurden bei SOKA-BAU aber knapp 2 % mehr neue Ausbildungsverträge erfasst als im Vorjahr. Eine echte Aussagekraft haben hier sicherlich aber erst die mengenmäßig deutlich stärkeren Sommermonate.
Eine von SOKA-BAU im vergangenen Monat durchgeführte Umfrage unter Ausbildungsbetrieben zeigt, dass die ganz große Mehrheit der Betriebe (86 %) auch in diesem Jahr ausbilden will. Bei denen, die dies in diesem Jahr nicht wollen, spielt die Corona-Krise so gut wie gar keine Rolle, lediglich 10 % der nicht-ausbildenden Betriebe sagen, dass sich ihre Entscheidung durch die Corona-Krise geändert habe.
Insgesamt lässt sich also festhalten, dass die Corona-Pandemie bisher noch zu keinem nennenswerten Personalabbau in der Bauwirtschaft geführt hat und die Betriebe laut Umfragen auch in absehbarer Zeit in keinem signifikantem Ausmaß Beschäftigte entlassen wollen. Die indirekten Auswirkungen der Pandemie in Form von sinkenden Auftragseingängen insbesondere im Wirtschafts- und Wohnungsbau stehen den Baubetrieben in den kommenden Monaten aber eventuell auch noch bevor. Im April lagen die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe noch um 8 % unter dem Niveau im Februar.