Der Verband muss für seine Mitglieder attraktiv sein

 Gespräch mit Dipl.-Ing. Thomas Echterhoff,

Präsident des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen e.V.

Seit Mai 2016 ist Thomas Echterhoff neuer Präsident des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Bauunternehmung Gebr. Echterhoff GmbH & Co. KG in Westerkappeln bei Osnabrück. Darüber hinaus engagiert er sich seit vielen Jahren im Verband, u. a. als Vorsitzender der Sozialpolitischen Vertretung. Ein Jahr lang war er  Vizepräsident des Bauindustrieverbandes. Er sieht den BI NS-HB gut aufgestellt. „Wir haben eine Reihe von Untersuchungen zur Mitgliederstruktur und ihrer Veränderung in den letzten 40 Jahren gemacht. Das Ergebnis ist, wenn wir keine guten Angebote machen würden, hätten wir heute nur noch etwa 25 % der Mitglieder. Ich glaube schon, dass der Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen gute Arbeit, vor allem im Hauptamt, leistet. Die Zeit, die den Ehrenamtlichen für Verbandsarbeit zur Verfügung steht, ist doch sehr eingeschränkt“, sagt Echterhoff. Vor zehn Jahren noch gab es zwei Bauindustrieverbände für Niedersachsen und Bremen. Diese fusionierten, so dass heute ein Verband mit etwa 270 Mitgliedsunternehmen aktiv ist.036

Thomas Echterhoff, Präsident des Bauindustrie Verbandes Niedersachsen-Bremen

Thomas Echterhoff, Präsident des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen

Teamplayer

Echterhoff sieht sich als Teamplayer, der seine drei Vizepräsidenten stark in die Arbeit mit einbeziehen wird. Übergeordnet, und letztlich nicht von Seiten eines Landesverbandes zu regeln, ist die Vereinheitlichung der bauwirtschaftlichen Verbandslandschaft mit dem Ziel, nur mit einer Stimme zu sprechen. Aber es sollte angestrebt werden. Zudem muss man wesentlich präsenter in Brüssel auftreten. Verbandsintern gilt es, die Einnahmesituation stabil zu halten. Auch vor dem Hintergrund, dass zum Beispiel in den Ausbildungszentren des BI NS-HB umfangreiche Baumaßnahmen anstehen. Besonderes Augenmerk muss darauf liegen, glaubt Echterhoff, dass der Verband für die Mitglieder attraktiv bleibt. „Der Verband ist für seine Mitglieder da und auf diese muss sein Leistungsspektrum ausgerichtet sein“, führt er aus. Dabei sieht er die Mitgliedsbeiträge gut investiert. Nicht weil hier ein Forum zum Meinungsaustausch existiert. Sondern u. a. deshalb, weil ein aktiver und starker Verband den Meinungsaustausch mit der Politik aktiv betreiben kann, für die tarifpolitischen Interessen seiner Mitglieder einsteht oder auch weil eine sehr erfahrene Rechtsberatung in Anspruch genommen werden kann, weil gute Berufsausbildung angeboten wird und vieles mehr.

Mit einer Stimme Stärke gewinnen

Dass „der Bau“ allzu oft als Bittsteller, gerade auch öffentlichen Auftraggebern gegenüber, wahrgenommen wird, mag aus Echterhoffs Sicht auch damit zusammenhängen, dass die bauliche Verbandslandschaft in Deutschland zu zersplittert ist. Hier sieht er die Notwendigkeit, besser zusammenzuarbeiten und durch das Sprechen mit einer Stimme an Stärke zu gewinnen. „Hier müssen die drei wichtigen Bauverbände (Hauptverband d. D. BI, ZDB, BVMB, die Red.) enger zusammen rücken, vielleicht in Zukunft auch zu einem Verband zusammenwachsen. So, wie es in anderen Ländern der Fall ist“, sagt Echterhoff.

Die Baukultur verbessern

Zudem muss eine Veränderung der Baukultur auf den Weg gebracht werden. Das allerdings, schränkt er ein, ist nur mit Hilfe der Auftraggeber möglich. Denn wenn so ausgeschrieben wird, dass nur das billigste Angebot, nicht aber das wirtschaftlichste berücksichtigt wird, kann man nicht auf gleicher Ebene miteinander reden.

Und die Politik muss sich dahingehend bewegen, dass genügend und qualifiziertes Personal für investive Planungen eingesetzt wird. „Man hat manchmal den Eindruck, dass für einen Nachtrag von tausend Euro zwei Sachbearbeiter zur Prüfung eingesetzt werden, aber die Planung für eine Millionen Euro deshalb liegen bleibt“, beschreibt er etwas überzeichnet die Situation. Auch sollte der Fokus wesentlich stärker auf die technische Planung gelegt werden. So, wie dies zum Beispiel in den Niederlanden geschieht, wo Technik an erster und Kosten an zweiter Stelle stehen. Ein Konzept, das, gemessen an der Gesamtnutzung eines Objekts, wohl auch wirtschaftlicher ist. Jedenfalls muss man Mut für Neues haben. Allerdings nicht sofort die perfekte Lösung erwarten, sondern akzeptieren, dass diese erarbeitet werden muss. Etliche andere Länder zeigen, wie es gehen könnte. Die Bauindustrie hat den Mut für Neues. Die Politik sollte nun folgen, meint Echterhoff.

Nur ein kleines Feld

Eine wichtige Voraussetzung für Öffentlich Private Partnerschaft (ÖPP) ist, dass dies nüchtern und nicht ideologisch betrachtet wird, mein Echterhoff. Wobei im Hochbau die Chancen für Mittelständler, in ÖPP zu bauen sehr gut sind. Bei Infrastrukturprojekten wünscht er sich neue Modelle, die auch Mittelständlern die Chance geben, mit diesen Bedingungen zu bauen. Also zum Beispiel kleinere Lose, oder Finanzierung und/oder Betrieb ausklammern. Es ist vieles denkbar. Wichtig ist jedenfalls eine Verbesserung der Vertragsbedingungen für Nachunternehmer. In Summe jedoch hat ÖPP am Baugeschehen nur einen kleinen Anteil.

Nur kleine Kostenvorteile

In kleinen Maßen wird die weitere Mechanisierung des Bauens und die Vorfertigung perfektioniert werden. Echterhoff erwartet aber nicht, dass eine Effizienzsteigerung, wie sie in den letzten Jahrzehnten durch Baumaschinen stattgefunden hat, in Zukunft deutlich signifikante Vorteile bringen wird. Umgekehrt aber erwartet er auch nicht, dass durch den geforderten konstruktiven und technischen Aufwand, um Maschinen für die vorgeschriebenen Emissionswerte bauen zu können, diese sich derartig verteuern, dass sie durch manuelle Arbeit ersetzt werden. Auch von der elektronischen Vernetzung aller oder einiger am Bau beteiligten Personen bzw. Maschinen erwartet er keine Evolution. Wohl mehr Effektivität, aber auf die Gesamtkosten gerechnet in keinem erheblichem Rahmen.027

Wieder Baumaßnahmen vorbereitend planen

Ein anderer Effekt wäre jedoch möglich. Nämlich dann, „wenn Auftraggeber sich wieder angewöhnen müssten, einen Bau vorbereitend zu planen. Bei uns ist es Usus geworden, Bau begleitend zu planen. Das verursacht Mehrkosten und die könnten durch elektronische Vernetzung verhindert werden. Die Einführung von Building Information Modeling (BIM) würde für den Bau eine Revolution bedeuten“, sagt Echterhoff. Die Beschreibung des Bauprojektes würde konkret bis ins Detail und kalkulierbar sein. Für Bauunternehmen wäre eine leichtere und effektivere Ressourcenplanung möglich. Was und wieviel brauche ich wann und wo. Dies genau planen zu können und die Umsetzung dieser Planung würde deutliche Vorteile bringen.

Bauen ist ein Produktionsprozess

Bauen ist ein Produktionsprozess, durchaus vergleichbar mit der Produktion von Maschinen, Autos etc. Ein Produktionsprozess ist immer mit Fehlern behaftet. Das gilt fü den Bau ebenso wie für Maschinen, Autos, Software etc.. Man muss sich nur einmal die vielen Updates bei Computersoftware oder die zahlreichen Rückrufaktionen von Fahrzeugherstellern vor Augen führen. Auch der Bauprozess ist kompliziert. „Aber ich meine, dass sich die Baubranche durchaus nicht verstecken muss, was seine Produktqualität anbelangt. Und auch die Fehlerquote liegt sicher nicht über der anderer Branchen“, sagt Echterhoff.

Demografieprobleme

Die Zukunft des Bauens hängt selbstredend stark davon ab, dass genügend Mitarbeiter tätig sind. Zurzeit arbeiten in Deutschland rund 750.000 Menschen im Bauhauptgewerbe. Natürlich wird auch hier die Demografie greifen. „Wir stellen nicht fest, dass der Bau größere Nachwuchsprobleme als andere Branchen hat. Im gewerblichen Bereich sind wir vielleicht manchmal nicht attraktiv genug. Hier muss die Ausbildung noch erstrebenswerter gemacht werden. Und auch die emotionale Bindung an Beruf und Firma sollte erhöht werden. Im akademischen Bereich holen wir auf und sehen weniger Probleme. Ich blicke jedenfalls mit Optimismus in die Zukunft“, sagt Echterhoff.