Kein Land unter – dauerhaft

Nur durch die kontinuierliche Arbeit der Unterhaltungsverbände bleiben viele Teile Deutschlands über Wasser – ohne Pumparbeit, Stauwerke und Gewässerpflege wäre die bewohnbare Landfläche deutlich kleiner

In vielen Regionen Deutschlands würden weite Strecken unbesiedelter Landflächen und auch besiedelter Gebiete unter Wasser stehen, wenn es die Unterhaltungsverbände mit ihrer Arbeit nicht gäbe. In früheren Zeiten siedelten die Menschen in höher gelegenen Regionen, die von Hochwasser nicht erreicht werden konnten. Mit zunehmender Besiedlung und wachsender Einwohnerzahl schob sich die Besiedlungsgrenze immer näher an die Gewässer heran. Unterhaltungsverbände sorgen unter anderem dafür, dass aus den Bächen und Flüssen eine geregelte und kontinuierliche Entwässerung zu Hauptfließarmen bzw. Meeren stattfindet. Wenn diese permanente Entwässerung nicht geleistet würde, könnte man zum Beispiel im Stader Land bei 2 m über Normalnull nur noch mit Booten paddeln gehen. Es wäre keine Landwirtschaft zu betreiben und das Leben würde sich ansonsten in Pfahlbauten oder auf Warften abspielen. Aber die Flächen sind trocken und dafür ist eine umfangreiche Technologie erforderlich.

Ulrich Gerdes, Geschäftsführer Unterhaltungsverband Untere Oste

Beispiel Untere Oste bei Stade

Der größte Teil des Verbandsgebietes liegt im Landkreis Cuxhaven, wo die Oste in die Elbe mündet. Vom Verband werden 573 km Gewässer 2. Ordnung, 5,5 km Gewässer 3. Ordnung, 41 Mündungsschöpfwerke, 108 Polder- und Stufenschöpfwerke, 32 Siele, 2 Düker und diverse Sohlabstürze und Sohlgleiten unterhalten. In den Schöpfwerken stehen 260 Pumpen mit einer Leistung von 30 bis 5.000 l/s. Die Mündungsschöpfwerke können bis zu 100.000 l/s in die Oste fördern. Dies alles macht es möglich, dass die 70.000 ha große Fläche kontinuierlich zu bearbeiten und bewohnbar ist.

Die Lichtsignale zeigen die Positionen der verschiedenen Schöpfwerke etc. im Verbandsgebiet.

Das ist nur mit einem gewaltigen Aufwand zu leisten. Aufwand zum Beispiel im Sinne von Neubau oder Erhaltung von Schöpfwerken und Sielen, wofür Millionenbeträge notwendig sind. Aufwand auch für den Betrieb dieser Anlagen. In Hemmoor, dem Sitz des Unterhaltungsverbandes Untere Oste, sind in etwa 1 Million € an Stromkosten pro Jahr fällig. Nur, um im wahrsten Sinne des Wortes alles im richtigen Fluss zu halten.

Gut organisiert – immer notwendig

Unterhaltungsverbände sind in verschiedenen deutschen Ländern auf Beschluss der jeweiligen Landesregierungen gegründet worden. Es gibt sie in Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein usw. Jeder Grundbesitzer bzw. Anwohner im Gebiet eines Unterhaltungsverbandes zahlt einen bestimmten Betrag in den Topf des Verbandes. So, plus Landesmittel, können die anfallenden Kosten geschultert werden. Dabei richtet sich die Beitragshöhe natürlich nach dem anfallenden Aufwand. Das geht von einigen wenigen Euro pro Hektar bis zu 35 Euro, immer abhängig von der Anzahl der technischen Einrichtungen, der notwendigen Arbeitskräfte und der verbrauchten Mittel.

Die Fertigung von Schaltschränken in eigener Regie hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen.

Die Arbeit eines Unterhaltungsverbandes ist komplex und vielschichtig. Wenn man zu seinen Weidetieren gehen oder fahren und nicht paddeln möchte, wenn gewährleistet sein soll, das alle Läufe von Fließgewässern, vom kleinsten Bach bis hin zum Fluss, gepflegt und instand gehalten werden, wenn man vor Flut und Ähnlichem sicher sein möchte, dann ist es ein unbedingtes Muss, dafür auch entsprechend Sorge zu tragen. Diese Aufgabe nehmen die Unterhaltungsverbände wahr.

Ohne Unterhaltungsverbände – Land unter

Die Unterhaltungsverbände sind relativ stille Diener der Gemeinschaft. Man hört nicht viel von ihnen und nimmt alles, was sie für die gute Qualität unseres Alltags tun, als Selbstverständlichkeit hin. Ein kleines Gedankenspiel macht vielleicht deutlich, was passieren würde, wenn diese stillen Arbeiter einmal 14 Tage lang Pause machen würden. Fachleute beschreiben das in etwa so: Wenn die Pumpen zur Entwässerung abgestellt werden, dauert es etwa 2-3 Tage und die entsprechenden Landstriche sind total vernässt bzw. stehen ein bis mehrere Meter unter Wasser.

Man kann es sich heutzutage kaum mehr vorstellen: Vor vielleicht 100 Jahren waren viele Regionen in den nassen Winterzeiten nicht zu begehen, weil die Landflächen überschwemmt waren. Kleine Boote hielten den Verkehr zwischen Höfen und Dörfern aufrecht. Das ist heute anders. Diese Veränderung und Weiterentwicklung unseres Lebens und Wirtschaftslebens basiert in hohem Maße auf der Leistung der Unterhaltungsverbände.